Große Bartfledermaus (Myotis brandtii)

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Bild: © D. Nill

 

Vorkommen im Ostkreis Offenbach beimKastenmonitoring

Einzelnachweise

  • 2022: FLM01    15 Tiere
  • 2021: HST021  11 Tiere
  • 2015: FLM10    8 Tiere

Aussehen und Größe

Eine kleine hellbraun Fledermaus mit goldglänzenden Spitzen, 5 bis 7 g schwer, mit langen Ohren. Spannweite 19-24cm. Das Nasenloch der Brandtfledermaus ist meist breit herzförmig. Das Höchstalter ist mit über 28 Jahren nachgewiesen. Weitgehend ortstreue Fledermausart. Saisonale Wanderungen meist unter 40 km.

Verbreitung und Lebensraum

Typische Waldfledermaus mit Vorliebe für Gewässer. Sie kommt meist in Au- und Bruchwäldern, Moor- und Feuchtgebiete, feuchte Schluchten und Bergwälder bis 1500 m vor. Neben Wäldern spielen Feldgehölze und Hecken eine wichtige Rolle als Jagdgebiete. Sommerquartiere in Baumhöhlen, Stammrissen und hinter abstehender Rinde, sowie in Fledermauskästen. Kommt auch in Spalten innerhalb von Dachräumen, Holzverkleidungen und eng beieinander liegender Holzbalken in der Nähe von Waldrändern oder strukturreichen Gebieten mit Anbindung an Gehölzzüge und Wälder vor. Winterquartiere in Höhlen und Stollen, seltener in Bergkellern.

Lokale Vorkommen

Die Art wurde bisher nur ein einziges mal festgestellt.

Fortpflanzung

Die Geburt in Mitteleuropa erfolgt innerhalb des ganzen Juni. Erste Flüge mit drei Wochen, mit vier Wochen selbstständige Jagdflüge. Ab Ende Juli lösen sich die Wochenstuben auf. Weibchen werden erst im zweiten Jahr geschlechtsreif. Bilden Wochenstuben mit 20 bis 60 Weibchen, seltener über 200 Tiere. In Fledermauskästen meist etwa 20 Weibchen. Gemischte Vorkommen mit Rauhaut- und Mückenfledermaus möglich. Im Winterquartier meist nur frei einzel- oder in Spalten hängende Tiere.

Ernährung und Jagd

Schmetterlinge, Spinnen, Weberknechte, Ohrwürmer, Schnaken, Zuckmücken, und Fliegen. Sehr wendiger Flug in Au- und Hallenwäldern, über Gewässern und entlang der Begleitvegetation. Flughöhe variiert zwischen bodennah und Kronendach, oft nahe an der Vegetation. Flug oft wellenförmig. Jagdverhalten über Gewässern ähnlich der Wasserfledermaus, doch in größerem Abstand zur Gewässeroberfläche.

Merkmale der Große Bartfledermaus – Myotis brandtii (Quelle BfN)

  • Kleine Fledermausart
  • Kopf-Rumpf-Länge 39-51 mm
  • Unterarmlänge 33-39,2 mm
  • Spannweite 190-240 mm
  • Gewicht 4,3-9,5 g
  • Relativ langes Fell
  • Haarbasis dunkel graubraun
  • Oberseite hellbraun, meist mit Goldglanz
  • Unterseite hellgrau, z.T. gelblich überhaucht
  • Schnauze, Ohren und Flughäute mittel- bis hellbraun
  • Ohrenaußenrand mit deutlicher Einbuchtung, die von langem spitzen Ohrdeckel (Tragus) überragt wird
  • Basis von Ohrdeckel und innerem Ohrrand deutlich aufgehellt
  • Relativ schmale Flügel
  • Armflughaut setzt an Zehenbasis an
  • Sporn kürzer als die halbe Schwanzflughautlänge
  • Penis bei erwachsenen Männchen am Ende deutlich keulenförmig verdickt
  • Jungtiere ähneln stark der Kleinen Bartfledermaus (Oberseite dunkel schwarzgrau bis schwarzbraun, Schnauze und Ohren schwarzbraun)
  • Ultraschalllaute bei 38-50 kHz, oft um 42 kHz

Unterscheidung von der Kleinen Bartfledermaus:

  • Männchen der Kleinen Bartfledermaus ohne Verdickung am Penisende
  • Ohren und Schnauze der Kleinen Bartfledermaus schwarzbraun
  • Basis von Ohrdeckel (Tragus) und innerem Ohrrand bei Kleiner Bartfledermaus nicht aufgehellt
  • Zahnmerkmale verschieden (nur mit Lupe unterscheidbar!)

Unterscheidung von der Wasserfledermaus:

• Ohrdeckel bei Wasserfledermaus kürzer
• Sehr große Füße im Vergleich zur Großen Bartfledermaus
• Länge und Form der Schwanzflughaut und des Sporns zur Unterscheidung der beiden Arten heranziehen

Unterscheidung von der Wimperfledermaus:

  • Oberseite der Wimperfledermaus meist rotbraun, nie mit Goldglanz
  • Ohraußenrand bei der Wimperfledermaus mit rechtwinkliger Stufe
  • Ohrform und Ohrdeckellänge zur Unterscheidung der beiden Arten geeignet

Unterscheidung von der Nymphenfledermaus:

  • Nymphenfledermaus kleiner als Große Bartfledermaus
  • Penis der Nymphenfledermausmännchen dünn oder nur unwesentlich am Ende verdickt

Gefährdung

  • Quartierverlust durch Gebäudesanierungen, Verschluss der Zugänge, Umnutzungen, Holzschutzmittel
  • Quartierverlust durch Fällen von Höhlenbäumen, systematische Entnahme von Käferholz, zu starker Waldverjüngung und zu kurzer Umtriebszeit im Waldbau
  • Höhlentourismus während des Winterschlafs
  • Lebensraumverlust und Fragmentierung durch Licht- und Lärmverschmutzung (Quartiere, Jagdlebensräume, Flugkorridore)
  • Verlust von Jagdlebensräumen im Wald: starker Rückgang von Hallenwäldern wegen veränderter Wachstumsbedingungen (verdichtete Böden, trockenheisse Sommer, erhöhte N-Konzentration) und Forstpraktiken, Verschwinden von Gewässern im Wald (Drainagen, aber auch klimabedingt)

Schutzmaßnahmen

  • Schutz bekannter Gebäudewochenstuben. Einbezug der näheren Quartierumgebung, insb. hinsichtlich Lichtverschmutzung.
  • Verzicht auf Fassadenbeleuchtungen an Quartiergebäuden im Sommerhalbjahr.
  • Schutz von bekannten Winterquartieren in Höhlen mittels Zutrittsbeschränkungen.
  • Stehenlassen von Alt- und Totholz im Wald, insbesondere Specht- und Käferbäume.
  • Erhöhung der Umtriebszeit und Schonung der dicksten Bäume.
  • Förderung von Auenwäldern, Klein- und Kleinstgewässern im Wald sowie der Vernässung von Waldböden. Förderung von Hecken und Feldgehölzen in Gewässernähe.
  • Erfassung, Schutz und raumplanerische Verankerung sowie konsequenter Schutz von dunklen Flugkorridoren zwischen Gebäudequartieren und Jagdlebensräumen.
  • Überprüfung Verbesserung der strukturellen Vernetzung der Landschaft mittels Hecken, Feldgehölzen und Alleen

Weiterführende Info’s:

Hessen Forst

BfN

 

 

AgFA