Flattern Fledermäuse ins Ungewisse? – Das neue Bundeswaldgesetz ist gescheitert?

Als der Referentenentwurf für das Bundeswaldgesetz im November 2023 vorgestellt wurde war die Hoffnung groß es könnte sich etwas zum Besseren wenden.

Hatte doch im Jahr 2003 das Bundesamt für Naturschutz ein Gutachten in Auftrag gegeben um den Waldzustand signifikant zu verbessern: „Naturschutz und Forstwirtschaft. Kriterien zur Bewertung der Guten fachlichen Praxis“.

Der §14Bundesnaturschutzgesetz Abschnitt (2) regelt den Eingriff in Natur und Landschaft. Er besagt, dass die gute fachliche Praxis in der Regel nicht den Zielen des Naturschutzes und der Landschaftspflege widerspricht. Daher sind alle forstlichen Eingriffe pauschal im Sinne des Naturschutzes und der Landschaftspflege. Da nirgendwo definiert ist was die „Gute Fachliche Praxis eigentlich sein soll, geht in den deutschen Wäldern seit Jahren das Arteninventar im beängstigten Umfang zurück.

Eine neuere Studie der Technischen Universitäten Darmstadt und München zeigt nun wie sich die Populationen von 1.805 Insektenarten von 2008 bis 2017 in deutschen Wäldern entwickelt haben. Zur Überraschung der Forschenden ist die Individuenzahl bei einem großen Teil der ausgewerteten Arten über die Zeit zurückgegangen. Der Hauptautor der Studie warnt, dass sich so die Nahrungsnetze in den Wäldern verändern und sich der Insektenschwund „sehr wahrscheinlich“ auf alle Organismen in den Wäldern auswirkt.“

Die neue Rote Liste der Säugetiere Hessen 2023 macht diesen Trend für Fledermausarten sichtbar. Eine Art ist ausgestorben, vier Arten sind vom Aussterben bedroht, 20 Arten sind stark gefährdet und nur zwei Arten sind lediglich gefährdet.

Der wissenschaftliche Beirat für Waldpolitik beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat im Dezember 2022 gefordert die zwingend erforderlichen, sanktionsbewehrten rechtlichen Mindeststandards der Waldbewirtschaftung, die sich aus der Gemeinwohlverpflichtung des Eigentums ergeben als Fundament zum Erhalt flexibler, widerstandsfähiger Wälder und ihrer Ökosystemleistungen in Zeiten des globalen Wandels.

Nun ging ein stark reduzierter Entwurf zum Waldgesetz in die Ressortabstimmung. Justiz-, Innen- und Finanzministerium werden sich dazu äußern. Was wird bleiben? Weiter wie bisher?

Wir stecken in einem Dilemma: Natürliche Waldschäden nehmen deutlich zu (Wind, Feuer, Insekten) und führen zu mehr forstlichen Eingriffen. Forstliche Eingriffe führen zu mehr natürlichen Waldschäden. Ein verheerender Kreislauf!

Die Interessengruppen aus Forst & Holz sind an einer klaren Definition nicht interessiert. Entsprechende Vorhaben werden seit Jahren torpedieren und blockieren. Der Versuche dies ins neue Waldgesetz zu integrieren scheint gescheitert.

Den Klimawandel werden unsere Kinder wahrscheinlich überleben, beim Artensterben ist die Sache nicht so klar. Gibt es Kipppunkte und wann haben wir sie erreicht? Bisher hat auf unserer Erde die Spitze der Nahrungspyramide Aussterbeereignisse nicht überlebt. Wird es diesmal anders?