Eine kleine, 6-15g schwere Fledermaus mit für eine Mausohr-Art relativ kurzen Ohren. Spannweite 24 – 27,5cm. Der kurze helle Ohrdeckel (Tragus) ist abgerundet und leicht nach vorne gebogen. Die großen Füße sind etwa halb so lang wie der Unterschenkel und mit langen kräftigen Borsten besetzt. Es wurden Höchstalter bis zu 30 Jahre nachgewiesen. Im Durchschnitt liegt die Lebenserwartung bei 4 bis 5 Jahren. Sie zählt zu den wanderfähigen Arten. Sommer- und Winterquartier liegen meist weniger als 150 km auseinander.
Verbreitung und Lebensraum
Eine sehr anpassungsfähige Fledermaus, deren Vorkommen oft auf Berggegenden beschränkt ist. Jagt meist über Gewässer und Gewässernähe, aber auch in Wäldern, Parks oder Streuobstwiesen. Quartiergebiete in Auwäldern, gewässernahen Gehölzstreifen, aber auch in gewässerfernen Wäldern und Siedlungen. Wochenstuben in Baumhöhlen und Fledermauskästen, aber auch in Spalten und Dehnungsfugen von Brücken. Seltener in Gebäuden. In Wäldern werden Randlagen bevorzugt. Sommerquartiere werden alle 2 bis 5 Tage gewechselt. Männchen bilden eigene Kolonien von bis zu 20 Tieren, vereinzelt auch bis 200 Tieren. Zwischen Sommerquartieren und Jagdgebieten gibt es traditionelle Flugstraßen meist entlang von Gräben, Hecken, Waldrändern und Wegen. Ein Wochenstubenverband kann im Jahr bis zu 40 Baumhöhlen aufsuchen. Die Jagdgebiete liegen in einem Radius von 2 bis 10 km um das Quartier. Überwintert in Baumhöhlen und Felsspalten, aber auch in Höhlen, Stollen, Bunkeranlagen und Kellern.
Lokale Vorkommen
Wurde im Bereich Wasserwerk festgestellt.
Fortpflanzung
Wochenstuben umfassen in der Regel 20-50 Weibchen. In Gebäudequartieren ausnahmsweise bis zu 600 Tiere. Meist ein Jungtier ab der zweiten Juniwoche. Fliegt nach ca. 3 Wochen, nach 4 Wochen erste eigene Jagdflüge. Nach 6 Wochen lösen sich die Wochenstuben meist auf. Jungtiere können bereits im ersten Herbst geschlechtsreif werden.
Ernährung und Jagd
Zuckmücken, Schnaken, Büschelmücken, Blattläuse, Eintagsfliegen, Netzflügler, Hautflügler, Falter und Köcherfliegen. Ausnahmsweise auch Jungfische. Jagdgebiete meist vegetationsfreie Stillgewässer. Über dem Wasser in schnellem und wendigem Flug meist in 5 bis 40 cm Höhe. Insekten werden dabei meist von der Wasseroberfläche abgegriffen. Im Wald, an Waldrändern und Feuchtwiesen jagt sie in einer Höhe von 1 bis 5 m.
Gefährdung
Verlust von Wochenstubenquartiere durch Sanierungen, Verschluss der Zugänge, Umnutzungen, Holzschutzmittel
Fällen von Höhlenbäumen (auch wirtschaftlich uninteressante, beschädigte Jungbäume), zu starker Waldverjüngung und zu kurzer Umtriebszeit im Waldbau
Höhlentourismus während des Winterschlafs
Lebensraumverlust und Lebensraumfragmentierung durch Licht- und Lärmverschmutzung (Quartiere, Jagdlebensräume, Flugkorridore)
Schutzmaßnahmen
Schutz bestehender Wochenstuben in und an Gebäuden.
Verzicht auf Fassadenbeleuchtungen an Quartieren.
Schutz und Förderung von Höhlenbäumen und Laubbäumen mit DBH > 50 cm, insbesondere in Gewässernähe.
Schutz von bekannten Winterquartieren in Höhlen mittels Zutrittsbeschränkungen im Winterhalbjahr.
Reduktion der Lichtverschmutzung an Gewässern (Uferpromenaden, Brücken, Parks etc.).
Verzicht auf den Einsatz großflächiger Insektenbekämpfung an Gewässern (z.B. Bti-Toxin).
Flugkorridore: Reduzierung der Lichtverschmutzung, Verbesserung der Vernetzung zwischen Wäldern und Gewässern mittels Struktur- und dunklen Korridoren.