Im Frühjahr 2010 wurde nach kräftigen Regenfällen an der L3065 (Zellhäuser Straße) erstmals ein starker Erdkrötenzug bemerkt. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens wurden viele Tiere überfahren. Bei einer Begehung des betreffenden Straßenabschnittes wurde der Hauptzug im Anschluss an den Waldbereich bis zum Ortsschild Zellhausen lokalisiert. Innerhalb des Waldbereichs wurden damals keine überfahrenen Tiere gefunden. Im Laufe der Jahre verlegten die Kröten immer wieder leicht ihre Wanderrouten. Besonders auf der Rückwanderung wandern sie heute deutlich weiter nördlich. Bei der Hinwanderung sind hingegen am nördlichen Ende kaum noch nennenswerte Aktivitäten festzustellen. Die Zaunaktion 2018 haben wir nun abgeschlossen.
Hauptwanderbewegung und Sommerlebensraum
Die Hauptwanderung der Erdkröten verläuft direkt südlich der Gemarkungsgrenze Seligenstadt/Mainhausen über die L3065. Die meisten Tiere dürften aus dem Bereich Zeller Bruch kommen, wo sie im Laubwald den Sommer verbringen. Der Zeller Bruch selbst trocknet seit mehreren Jahren immer mehr aus. Ursache hierfür dürfte der Bau der A3 und die hohe Grundwasserförderung im Stadtwald Seligenstadt, sowie das Abpumpen des Wassers an der Unterführung der Umgehungsstraße sein.
Weitere Wanderungsbewegungen im Umfeld
Die Erdkröten wandern auch aus dem Waldbereich östlich der L2310 zum Badesee Mainflingen über die K185, sowie aus der Sendefunkstelle südlich der K185 über diese zum Königsee.
Vorbereitung und zeitlicher Ablauf der Zaunkontrollen
Am Mittwoch, den 17.01.2018, 18:00 Uhr trafen wir uns zur Vorbereitung im Sitzungssaal des Rathauses Mainflingen. Der Dienst für die kommenden Zaunkontrollen wurde eingeteilt und der Zaunaufbau besprochen. Die THW Jugend Seligenstadt hatte sich wieder bereit erklärt beim Zaunaufbau zu helfen. Der Zaunaufbau wurde für Samstag, den 10.02.2018 geplant. Die THW Jugend Seligenstadt, unter Leitung von Bernd Lehner errichtete den Zaun im Feldbereich und half beim Aufbau in der Gegenrichtung. Mit weiteren Helfern konnte der Zaun im Waldbereich errichtet werden. Die Beschilderung der Sammelstrecke erfolgte in diesem Jahr termingerecht. Am 10.02.2018 wurde dann der Zaun aufgebaut. Am 07.04.2018 war die Hinwanderung abgeschlossen. Die Rückwanderung wurde am 01.04. eingestellt. Am 07.04. 2018 wurde der Zaun für die Hinwanderung abzubauen. Der Zaun für die Rückwanderung blieb noch bis zum 20.04. stehen.
Ergebnisse
Wanderung zum Königsee
Bis zum 7. April 2018 zählten wir insgesamt 1084 Kröten, die den Weg zum Königsee gefunden hatten. 778 Männchen und 306 Weibchen. In diesem Jahr waren zwei Wanderperioden zum Laichgewässer zu beobachten. Zwischen dem 7. und 17. März wanderte der Großteil der Kröten. Insgesamt zählten wir 909 Kröten. 643 Männchen und 266 Weibchen. In der zweiten Wanderperiode vom 27. März bis zum 7. April wanderten nochmal 175 Kröten. 135 Männchen und 40 Weibchen. Vom 17. März bis zum 27. März waren keinerlei Wanderaktivitäten mehr zu beobachten.
Verteilung auf die Eimer bei der 1. Wanderphase: Im Wiesenbereich 458 Kröten (341 Männchen, 117 Weibchen), im Waldbereich 363 Kröten (257 Männchen, 106 Weibchen).
Verteilung auf die Eimer bei der 2. Wanderphase: Im Wiesenbereich 118 Kröten (92 Männchen, 26 Weibchen), im Waldbereich 53 Kröten (41 Männchen, 14 Weibchen).
Verteilung auf die Eimer
Abwanderung vom Königsee
Die Abwanderung begann am 27. März und endete am 18. April. Bis zum 7. April waren lediglich 15 Kröten zurückgewandert. Insgesamt wurden 519 Kröten gezählt, 379 Männchen, 137 Weibchen und 3 Jungtiere. Vom 10. bis 13. April erfolgte die größte Wanderwelle. In den letzten beiden Tagen vor dem Abbau waren keine Kröten mehr in den Eimern.
Die Wanderung am Weg und nördlich des Weges war stärker als südlich des Weges. Ein Teil der Tiere ist noch weiter nordwärts gewandert und konnte nicht erfasst werden. In der Nacht vom 13. April auf den 14. April dürften einige Tiere dem Verkehr zum Opfer gefallen sein.
Kritik, Aussichten und weitere Planungen
In diesem Jahr waren deutlich mehr Kröten gewandert als in den Jahren davor. Es gab keine Düngung zur Laufzeit der Kröten und die Wanderaktivitäten vom und zum Laichgewässer überschnitten sich nicht.
Das eingraben der Eimer vor dem Zaunaufbau hatte sich nicht bewährt. Der Zaun stand am Ende, besonders im Waldbereich, viel zu weit weg von den Eimern. Eine Nacharbeitung nach dem Aufbau war notwendig. Die geänderte Nummerierung hatte die Auswertung unnötig erschwert. Die Eimerreihenfolge passte nicht zu den Erfassungsbögen. Positiv bemerkbar machte sich das Setzen der Heringe analog zur Gebrauchsanweisung. In diesem Jahr wurden dadurch deutlich weniger durch den Zaun geschlüpfte Verkehrsopfer registriert.
Da im letzten Jahr per Erlass die Rechtslage geändert wurde, ergibt sich nun die Möglichkeit diesen besonders sensiblen Krötenwanderbereich in den besonders kritischen Nächten für den Verkehr zu sperren. Für die Hinwanderung hätten 2018 5 Nächte genügt, um über 90% der Kröten ein gefahrloses Überqueren der Straße zu ermöglichen. Für die Rückwanderung hätten zwei Nächte ausgereicht.
Dann wäre es möglich mit dem vorhandenen Zaunmaterial die beiden anderen Problembereiche im Königseeumfeld abzudecken.