Bei der diesjährigen Tagung in Berlin gab es wieder viele spannende Beiträge. Was für mich sehr interessant war gebe ich im folgenden wieder:
Frauke Meier berichtete über 15 Jahre Dauermonitoring von Wasser- und Fransenfledermausindividuen an ihrem gemeinsamen Winterquartier (Meier, Frauke, van Schaik, Jaap, Kerth, Gerald – Universität Greifswald)
Zwischen 2010 und 2017 wurden Fransen- und Wasserfledermäuse an einem Brunnenschacht und zwei weiteren Winterquartieren in NRW untersucht. Ihre Aktivitäten wurden ganzjährig mit Transponderlesegeräten erfasst. Über 4400 Fledermäuse wurden an den Winterquartieren gefangen, markiert und ihre Bioparameter dokumentiert. So war es möglich die art-, geschlechts- und altersspezifischen Winterschlaf-Phänologie beider Arten zu bestimmen. Die Winterquartiertreue lag bei beiden Arten über 95%.

Was mich überraschte war das unterschiedliche Winterschlafgeschehen bei diesen doch sehrt ähnlichen Arten?
Wasserfledermäusen: Alle Tiere gehen im September und Oktober in Winterschlaf. Weibchen sind früher dort als Männchen. Jungtiere folgen den adulten Tieren mit ähnlichem geschlechtsspezifischen Versatz deutlich später in die Winterquartiere. Der Ausflug aus den Winterquartieren erfolg im März. Das Winterquartier wird erst von den Jungtieren verlassen. Auch hier sind die Weibchen kurz vor den Männchen draußen. Ähnlich bei den adulten Tieren. Auch hier verlassen die Männchen früher das Winterquartier. Während bei den Jungtieren der Verbleib, etwas geschlechtsspezifisch verschoben, etwas gleich lange im Winterquartier verbleiben, sind adulte Männchen deutlich kürzer im Winterquartier als die Männchen.
Fransenfledermäuse: Sie gehen erst Ende November bis Mitte Dezember in den Winterschlaf. Ca. 2 Monate nach den Wasserfledermäusen. Auch hier sind die adulten Weibchen die ersten. Dann folgen die jungen Weibchen mit Versatz zu den jungen Männchen. Die adulten Männchen erscheinen als letzte im Winterquartier. Bei den adulten Männchen beginnt der Ausflug bereits Ende Februar. Die Jungtiere folgen ohne eine deutliche geschlechtsreihenfolge. Die Weibchen sind die Letzten und bis Mitte März ersten aus dem Winterquartier ausgeflogen.
Junge Wasserfledermäuse scheinen vom Hunger getrieben die letzten im Winterquartier und fliegen als erste wieder aus. Während junge Fransenfledermäuse zwischen den geschlechtsspezifischen Ein- und Ausflüge liegen. Sie scheinen ernährungstechnisch weniger unter Druck zu stehen, was mir den deutlich kürzeren Winterschlafzeiten zusammen hängen könnte?
Julia Ellerbrok berichtete über Fledermausaktivität an Windenergieanlagen im Wald
Erkenntnisse aus 22 hessischen Windparks
Dazu passend die Posterpräsentation von Lea Maurer, Annette Denzinger & Diana Schöppler – Tierphysiologie, Institut für Neurobiologie, Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
Deren Ergebnisse zur Untersuchung von offenen Flächen im Wald:
- Waldlücken mit teilweise offenem bzw. offenem Kronendach wiesen höhere Fledermausaktivität und höhere Artenspektren auf.
- Große Lücken mit offenem Kronendach wurden häufiger von der Offenraumjäger-Gilde genutzt, die hier nach Nahrung suchten.
- Heterogene Waldstrukturen mit unterschiedlichen Lücken und alten Bäumen sorgen für eine hohe Fledermausdiversität und sind daher für die Erhaltung der biologischen Vielfalt von großer Bedeutung.
Julia Ellerbrok berichtete über ihre Studie zur Auswirkung von WEA im Wald auf die Aktivitätsmuster lokaler Fledermausgemeinschaften am Beispiel Hessens. Mit Hilfe von Ultraschallrekordern wurde die Rufaktivität von Fledermäusen an 22 WEA-Standorten von Mai bis September in den Jahren 2020 und 2021 erfasst. Die Messungen erfolgten im Wald entlang eines Distanzgradienten von 450 m zur WEA sowie in der Waldlichtung unterhalb der WEA.
Es wurden drei Jagdhabitatgilden unterschieden und analysiert: Waldspezialisten (v.a. Gattung Mausohren), Randstrukturjäger (v.a. Gattung Zwergfledermäuse) und Offenraumjäger (v.a. Abendsegler und Breitflügelfledermäuse).

Im Bericht wurde der Konflikte mit dem Erhalt der Biodiversität thematisiert. Sie ging auf der Windenergieanlagen (WEA) in Wäldern ein, die waldspezialisierte Fledermausarten bedrohen. Sowie deren Gefährdung durch Kollision, Lebensraumverlust und Verdrängung.
Ergebnisse:
- Indirekten Habitatverlust durch Meidung in einem Umkreis von mindestens 450 m um die WEA (Ellerbrok et al. 2022).
- Meideverhalten von Waldspezialisten ist nur gegenüber laufenden WEA zu beobachten (Ellerbrok et al. 2024)
- Randstruktur- und Offenraumjäger zeigten kein signifikantes Meideverhalten und waren auf den Lichtungen unter den WEA häufiger anzutreffen als im umgebenden Wald (Ellerbrok et al. 2023). Für diese hochfliegenden Fledermäuse besteht ein potenziell höheres Kollisionsrisiko.
- Zielkonflikt zwischen Klima- und Biodiversitätsschutz.
Forderung nach spezifische Schutzmaßnahmen um negative Auswirkungen des Windenergieausbaus auf Fledermäuse zu minimieren:
- Ausschluss strukturreicher Waldgebiete mit hoher Fledermausaktivität
- Vermeidung von Schallemissionen
- Konsequentes Betriebsmanagement zur Minimierung des Kollisionsrisiko