Bild: © D. Nill
Aussehen und Größe
Mittelgroße dunkel schwarzbraun gefärbt Fledermaus, 7 – 10g schwer, mit kurzer gedrungener Schnauze. Spannweite 24 -30 cm. Die breiten, trapezförmigen, nach vorne gerichteten und miteinander verbundenen Ohren haben bei einem Teil der Tiere am Außenrand einen knopfartigen kleinen Lappen. Der Tragus verjüngt sich auf halber Länge sehr stark und ist dann in eine lange Spitze ausgezogen. Kleine Mundspalte und zartes Gebiss. Die mittlere Lebenserwartung liegt zwischen 5,5 und 10 Jahren, das nachgewiesene Höchstalter bei nahezu 22 Jahren. Die Art ist weitgehend ortstreu. Sommer- und Winterquartiere liegen nahe beieinander.
Verbreitung und Lebensraum
Die Art ist weitgehend auf Wälder aller Art beschränkt, kommt aber auch in waldnahen Gärten und Heckengebieten vor. Die Baumarten-Zusammensetzung scheint eine geringe Bedeutung zu haben, wichtig ist dagegen ein hoher Strukturreichtum mit verschiedenen Altersklassen und Saumstrukturen. Sommerquartiere in Wäldern hinter abstehender Rinde, in Stammanrissen und in Fledermauskästen (Flachkästen). An Gebäuden hinter Fensterläden und Holzverkleidungen. Winterquartiere ebenfalls hinter Baumrinde, aber auch in Höhlen, Stollen, ehemaligen Eisenbahntunnels, Steinhaufen, Felsspalten und Ruinen. Als kälteharte Art oft im Eingangsbereich der unterirdischen Quartiere in kalten Bereichen. Einzeltiere findet man meist in enge Spalten eingezwängt, Gruppen bilden frei hängende Cluster, die im nördlichen Mitteleuropa bis zu 1000 Tiere umfassen können.
Lokale Vorkommen
Im Bereich des Keltergrabens nachgewiesen.
Fortpflanzung
Gebäudewochenstuben können bis zu 100 und mehr Weibchen umfassen, in Baumquartieren in der Regel 10-20 Weibchen. Die Baumquartiere werden häufig, oft täglich gewechselt, während Gebäudequartiere über das ganze Sommerhalbjahr besiedelt werden. Bereits im ersten Jahr geschlechtsreif. Ab Mitte Juni werden 1-2 Junge geboren und bis zu sechs Wochen gesäugt. Früher auch große Winteransammlungen in Baden-Württemberg (Sontheimer Höhle) und Bayern (Silberbergwerk Bodenmais) mit bis zu 3000 Tieren. Die Bestände brachen bis in die 1970er-Jahre ein und haben sich in der Sontheimer Höhle gar nicht und in Bayern erst geringfügig erholt. In Winterquartieren oft mit anderen Arten vergesellschaftet, auch im selben Cluster, im Sommerquartier meist die einzige Art.
Ernährung und Jagd
Die Nahrung besteht nahezu ausschließlich aus Kleinschmetterlingen wie Zünslern und Flechtenbären, zu einem geringen Anteil aber auch aus Zweiflüglern, kleinen Käfern und anderen Fluginsekten. Bereits in der Dämmerung ausfliegend und vegetationsnah, häufig dicht über den Baumkronen jagend, aber auch unter dem Kronendach, oder entlang von Vegetationskanten. Sehr wendiger Flug, meist schnell und dicht an der Vegetation. Bei über den Baumkronen jagenden Tieren sind rasche Sturzflüge bis nahe an die Äste zu beobachten. Die Jagdgebiete liegen meist nah an den Wochenstuben in Entfernungen von bis zu 4,5 km, Jungtiere und Männchen jagen im Durchschnitt näher an ihren Quartieren als adulte Weibchen. Ein Wochenstubenverband kann über eine Vielzahl von Quartieren auf einer Fläche von mindestens 64 ha verfügen.
Gefährdung
- Quartierverlust durch das Fällen alter, absterbender und toter Bäume (Käferholz) sowie einem generellen Mangel an stehendem Totholz im Wald.
- Quartierverlust durch Gebäudesanierungen und Verschluss der Zugänge
- Holzschutzmittel
- Höhlentourismus während des Winterschlafs
- Lebensraumverlust und Fragmentierung durch Lichtverschmutzung
- Infrastruktur (z. B. Windkraftanlagen, Straßen, Bahnlinien) im Wald
Schutzmaßnahmen
- Waldquartiere: mehr Quartierbäumen im Wald (stehendes Totholz mit sich ablösender Rinde. Mind. 5-10 Quartierbäume pro ha Wald.)
- Gebäudequartiere: Einbezug der mittelbaren Quartierumgebung in die Quartierschutzkonzepte, insbesondere hinsichtlich Reduktion/Vermeidung von Lichtverschmutzung.
- Schutz von bekannten Winterquartieren in Höhlen mittels Zutrittsbeschränkungen im Winterhalbjahr.
- Schutz und Förderung von lichten Wäldern. Vermeidung von Lichtverschmutzung, insbesondere in Form linearer Beleuchtungen im Wald. Regelmäßige Über- oder Unterquerungshilfen bei stark befahrenen, breiteren Straßen im Wald.
- Verzicht auf Einsatz von Pestiziden in der Forstwirtschaft.
- Schutz der Flugkorridore zwischen Gebäudequartieren und Wald (dunkle Korridore)
- Förderung totholzreicher Waldstücke.
- Keine Windkraftanlagen im Wald
Weiterführende Informationen: