Warum Krötenzäune?

Amphibienwanderungen

Amphibien bewohnen im Jahresverlauf sehr unterschiedliche Lebensräume. Am Beginn ihrer Entwicklung sind sie, bis auf wenige Ausnahmen, auf das Leben im Wasser angewiesen. Die Eier werden im Gewässer abgelegt. Die Larvenentwicklung findet bei allen Frosch- und Schwanzlurchen, bedingt durch die Kiemenatmung, im Wasser statt. Erst nach der Metamorphose (dem Übergang vom Kiemen- zum Lungenatmer) stellen sie die vollständig wassergebundene Lebensweise ein.  Nach der Geschlechtsreife kehren sie zur Eiablage wieder ins Wasser zurück. Da sowohl Nahrungs-, als auch Überwinterungsgebiete weit weg von den Gewässern liegen können, kommt es so zu mitunter großen Distanzen zwischen Reproduktionsgewässer, Sommer- und Winterlebensraum. Bei machen Amphibienarten sind mehrere Wanderperioden im Jahr zu beobachten. Die Erdkröte wandert vom Überwinterungsgebiet direkt zum Laichgewässer. Nach dem Ablaichen gehen die Tiere oft in Zwischenquartiere, bis die Nahrungs- und Wetterbedingungen für sie besser werden. Von den Zwischenquartieren geht es dann zu den Sommerlebensräumen. Im Herbst wandern sie dann wieder Richtung Laichgewässer, um möglichst nahe dort den Winter zu verbringen.

Argumente für die Wanderungen:

  • Wechselwarme Tiere sind gezwungen den Winter dort zu verbringen wo sie ihn unbeschadet überstehen können.
  • Der Stoffwechsel wird soweit heruntergefahren, dass die Winterruhe mit Hautatmung möglich wird. Dadurch können einigen Arten am Gewässergrund überwintern.
  • Nahrungsangebote und Vermeidung genetischer Isolation. Jungtiere wandern oft besonders weit über mehrere Tage.
  • Notwendigkeit genügend hoher Luftfeuchtigkeit in den unterschiedlichen Lebensräumen.

Die Luftfeuchtigkeit und der Schutz vor Feinden sind Gründe warum viele Aktivitäten nachts stattfinden. Auch die Wanderungen werden deshalb bei Dunkelheit durchgeführt.

Erdkrötenwanderung

Das bekannteste und beeindruckendste Wanderung ist die Wanderung der Erdkröten zu den Laichgewässern. Damit die Wanderungen beginnen kann, muss eine Temperatur von 4 – 5°C in einer Bodentiefe von mindestens einem halben Meter erreicht werden. Wurde die Wanderung begonnen, können die Tiere auch bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ihre Wanderung weiterführen. Optimale für die Erdkröten ist eine Luftfeuchtigkeit über 70% ab einer Temperatur von 7°C. Die Wanderungen setzen ein mit Einbruch der Dunkelheit. Das Hauptwandergeschehen liegt zwischen 19.00 Uhr und 2.00 Uhr. Die hauptsächlichen Wanderaktivitäten liegen in der Regel im Laufe des Märzes. Kann aber auch bereits Ende Januar beginnen. Bei ungünstigem Witterungsverlauf zieht sie sich aber auch oft bis weit in den April hinein. Alttiere und frisch umgewandelte Jungtiere die vom Laichgewässer abwandern haben oft das Risiko überfahren zu werden. Da sich diese Rückwanderungen über längere Zeiten erstreckt, kann ihnen mit Krötenfangzäunen kaum geholfen werden.

Die Sommerlebensräume liegen oft in Wäldern, wo die Luftfeuchtigkeit meist besonders hoch ist. sie In feuchten Nächten gehen sie auf die Jagd. Im Spätherbst suchen sie dann wieder ihre Winterquartiere auf. Sie können in unmittelbarer Nähe der Sommerlebensräume liegen, aber auch mehrere Kilometer entfernt sein. Die Tiere graben sich über Winter bis zu einem halben Meter in der Erde ein oder sie suchen sich andere frostgeschützte Verstecke unter der Erde.

Zu spektakulären Naturschauspielen der Krötenwanderung kommt es häufig an Straßen die Laichgewässer und Landlebensräume trennen. Die langsamen Erdkröten sind nicht in der Lage den Fahrzeugen auszuweichen und sterben in Massen durch den Autoverkehr. Selbst bei mittlerem Verkehrsaufkommen kann es zu Verlusten bis zu 90% einer Population kommen. Bei stark frequentierten Straßen löst sich das Problem mit der Zeit von selbst. Die Kröten sind dann irgendwann ganz von der Bildfläche verschwunden.

Krötenfangzäune

Sie werden meist nur an der zum Winterquartier zugewandten Straßenseite installiert. In zaunnahen, eingegrabenen Eimer fallen die Tiere hinein, werden täglich morgens und abends eingesammelt und auf die gegenüberliegende Seite gebracht. Das ganze Verfahren ist sehr aufwendig. Man versucht daher an den besonders stark frequentierten Straßenquerungen Durchlässe mit einer entsprechenden Leiteinrichtungen zu bauen. Sehr effektiv wären zeitlich befristete Straßensperrungen. Die sind aber bei uns bisher nicht durchsetzbar gewesen, trotz eindeutigem Erlass. Gibt es keine anderen Lösungen, so ist die Anlage neuer Laichgewässer zwischen dem Winterquartier und der Straße möglich.

AgFA