Es begann nach einem kräftigen Regenguss im Frühjahr 2010. Zwei Jugendliche, Peter Kaden und Tim Deller bemerkten viele überfahrene Kröten und wendeten sich in einem Brief an die Gemeinde Mainhausen, um auf das Drama aufmerksam zu machen. Herr Nachtigall vom Umweltamt Mainhausen, Frau Maurer von der Untere Naturschutzbehörde und Hartmut Müller von der örtlichen NABU Gruppe nahmen sich der Sache an und planten den Bau eines Amphibienschutzzaunes am Königsee in Zellhausen. In einem Presseaufruf wurden Helfer gesucht und man traf sich zu einem Vorbereitungstreffen im Mainflinger Rathaus. Knapp 20 Personen fanden sich damals zusammen, die sich den Dienst am Zaun aufteilten. Für den Aufbau des Zaunes konnte die THW Jugend Seligenstadt gewonnen werden. Den erste Zaun stellte die NABU Gruppe Seligenstadt zur Verfügung, die in früheren Jahren wandernde Amphibien im Bereich der Glaabs-Weiher über die Straße halfen und den Zaun nicht mehr benötigte. Schnell stellte sich heraus, dass knapp 300m Zaun nicht ausreichten. Die Kröten verlagerten oft ihre Wanderkorridore und viele Tiere wurden dann trotz Zaun überfahren. Auch um das benötigte Zaunmaterial zu finanzieren wurde im August 2014 die Arbeitsgemeinschaft Fledermaus- und Amphibienschutz Seligenstadt und Mainhausen gegründet, die nach der Anerkennung der Gemeinnützigkeit sich seitdem um die Materialbeschaffung kümmerte. Heute ist der Zaun auf 800m angewachsen und er reicht oft immer noch nicht.
Krötenschutzzaun an der L3065 (lila), Hauptwanderkorridor zum See (rot)
Das Wandergeschehen über die Jahre erreichte 2013 ihren Höhepunkt. Seitdem gehen die Zahlen wieder etwas zurück. Besonders im früheren Wiesenbereich kam es zu massiven Einbrüchen. Dies dürfte auf die intensivierte Landwirtschaft zurückzuführen sein. Nach einer Kalkung im Frühjahr 2015 war der Rückgang besonders dramatisch. Heute werden viele Kröten durch direkte Vergiftung mit Glyphosat getötet. Hier sind es besonders die Zusatzstoffe, die durch die Haut der Tiere eindringen und diese töten (Bericht in NANO 2017).
Der Zeit der Wanderungen hängt stark vom Temperaturverlauf und den Niederschlägen ab. In diesem Jahr war alles viel früher. Bereits Mitte Februar wanderten die ersten Kröten zum Laichgewässer. Mitte März waren die Kröten bereits alle durch. Die Erdkröten machen sich bereits im Herbst auf zum Laichgewässer. Im Radius von bis zu 5km streben sie den Gewässern zu um in deren unmittelbaren Nähe, eingegraben, den Winter zu verschlafen. Mit den ersten feuchten Frühlingsnächten geht der Run auf den besten Laichplatz los. Bei wenigen Graden über Null sind die Tiere wenig bewegungsfähig und brauchen sehr lange Straßen zu überqueren. Mehr als 90% des Bestandes kann so an Straßen dezimiert werden. Bereits Geschwindigkeiten um die 50km/h überleben sie nicht.
Wanderverlauf zum Königsee im Frühjahr 2017
Die Rückwanderung setzte früh ein und war nach einer Woche beendet. Bis Anfang April gab es keine größeren Wanderaktivitäten mehr, so dass der Zaun in diesem Jahr früh abgebaut werden konnte.
Rückwanderung vom Königsee im Frühjahr 2017
Bei den Zaunkontrollen wurden die Wanderaktivitäten eimergenau erfasst.
Bei der Wanderung zum Gewässer wanderten die meisten Kröten im Bereich des Waldrandes (35%). Im Wald wurden 29%, im Wiesenbereich lediglich 16% ermittelt:
Bei der Wanderung weg vom Gewässer wanderten die meisten Kröten im Bereich des Weges (63%). Im Wald wurden 19%, im Wiesenbereich lediglich 17% ermittelt:
Die erhobenen Daten sind wichtig, wenn in der Zukunft erwogen würde eine fest installierte Amphibienleitanlage zu bauen.