Erste Hilfe in Notfällen

Was tun, wenn man eine verletzte Fledermaus gefunden hat:

Zögern Sie nicht, im Notfall zählt jede Minute! Auch scheinbar gesunde und fitte Fledermäuse bedürfen oft sofortiger Hilfe. Wildtiere mobilisieren unter Stress ihre letzten Kräfte, der aktuelle Eindruck täuscht oft!

Der Fledermausschutz in Hessen ist gut vernetzt. Für die umliegenden Kreisgebiete gibt es Ansprechpartner, die versuchen sofort Hilfsmaßnahmen einzuleiten. Ansprechpartner finden Sie beim Fledermausschutz Südhessen.
Trotz allem Engagement sind alle Ansprechpartner nicht immer erreichbar und können Fundtiere nicht immer abholen oder abholen lassen. Sollte der zuständige Ansprechpartner nicht erreichbar sein, versuchen Sie einen anderen Ansprechpartner zu erreichen.

NABU  Fledermaus-Hotline

Erreichbar unter der Telefonnummer:            030-284984-5000

Die Sprechzeiten ändern sich im Jahresverlauf:

Monat Uhrzeit
Januar, Februar, März Mo. – Fr. 10-13 Uhr
April, Mai Mo. – Fr. 10-16 Uhr
Feiertage: 11-13 Uhr und 17-19 Uhr
Juni – August Mo. – Fr. 10-16 Uhr und 19-21 Uhr
Sa., So. und Feiertage: 11-13 Uhr und 17-19 Uhr
September – Oktober Mo. – Fr. 10-16 Uhr
November- Dezember Mo. – Fr. 11-13 Uhr
Vom 23.12. bis einschl. 01.01. findet keine Beratung statt.

Weitere Informationen:  Suchen Sie „NABU Fledermaus-Hotline“ z.B. bei Google.
WICHTIG: Bitte versuchen Sie nicht eine Fledermaus selbst zu versorgen. Übergeben Sie Fledermäuse immer sofort einem fachkundigen Experten.

Neben der richtigen Handhabung müssen die Tiere adäquat untergebracht, medizinische behandelt und wieder ausgewildert werden. Das setzt Erfahrungen und Fachkenntnisse über viele Jahre voraus.

Wie sind Fledermäuse geschützt?

Fledermäuse gehören zu den besonders geschützten Arten. Sie sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz und der EU-FFH Richtline streng geschützt.

Nach §44 BNatSchG ist es verboten:

  • ihnen nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten
  • sie während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören
  • ihre Fortpflanzungs- und Ruhestätten zu beschädigen oder zu zerstören
  • sie aus der Natur zu entnehmen und in Besitz oder Gewahrsam zu nehmen, zu verkaufen, zu kaufen oder hierfür anzubieten
  • sie zu kommerziellen Zwecken zu erwerben, zur Schau zu stellen oder auf andere Weise zu verwenden

Gibt es mehr Fledermäuse?

Seit 1978 ist bei uns der Einsatz von Lindan und DDT verboten. Seitdem nehmen die Fledermausbestände, bis auf einige windradschlag gefährdeten Arten, wieder leicht zu. Aus diesem Grunde werden immer häufiger, zu allen Jahreszeiten, verletzte, hilflose oder geschwächte Fledermäuse in unseren Siedlungen oder Gebäuden gefunden.

Wie sollte die Erste Hilfe aussehen?

Im Idealfall wenden Sie sich an die NABU Fledermaushotline oder im Kreis Offenbach direkt an uns! Wir sind bemüht Ihnen möglichst zeitnah zu helfen. Bei nackten Fledermausbabies zählt jede Minute, bei älteren Tieren ist in der Regel etwas mehr Zeit.  

Muss die Fledermaus in Sicherheit gebracht werden, sind folgende Grundsätze zu beachten:

  • Wildlebende Tiere sollten nie mit bloßen Händen angefasst werden!
  • Verwenden Sie Handschuhe oder ein Tuch.
  • Größere Arten können empfindlich beißen, hier sind Lederhandschuhe angezeigt oder ein dickeres, festes Tuch!
  • Die Knochen der Fledermäuse sind dünn und empfindlich. Die Aufnahme in die Hand muss mit größter Vorsicht vorgenommen werden.
Hilfebedürftige Bechsteinfledermaus

Wie biete ich Fledermäusen Wasser an?

  • Besonders wichtig ist es entkräfteten Tieren Wasser anzubieten. Hierbei sollten die Tiere aufgewärmt sein! Mit dem Stiel eines Kaffeelöffels, mit einem Strohhalm eines Pinsels oder einer Pipette können Sie einen Wassertropfen der Fledermaus an das Maul halten. Auch das befeuten der Lippen nutzt! Nicht das Wasser in die Nasenlöcher laufen lassen!
  • Junge Fledermäuse können nicht gleich aus Wasserschälchen trinken, auch geschwächten Tiere muss man mit Hilfsmitteln das Trinken ermöglichen.

Wie transportiert man Fledermäuse?

  • Am besten in einem kleineren Pappkarton, der ausbruchsicher verschlossen werden muss. Selbst kleinste Spalten reichen oft aus, dass die Fledermaus aus dem Kasten verschwindet. In der Decke unbedingt Luftlöcher anlegen.
  • Ein weiches zerknülltes Tuch als Versteck für das hilfebedürftige Tier.

Wann brauchen Fledermäuse Hilfe?

  • Wenn sie tagsüber an der Hauswand hängen brauchen sie in der Regel Hilfe.
  • Wenn sie auf dem Boden oder auf der Straße liegen. Dann sind sie wahrscheinlich erschöpft oder krank? Eventuell waren sie mit etwas kollidiert (Fahrzeug)?
  • Wenn sie offensichtliche Verletzungen zeigen (Brüche oder Flughautverletzungen)
  • Wenn sie durch die Gebäude krabbeln. Das machen sie meist nur, wenn sie bereits am Verdursten oder Verhungern sind!
  • Wenn sie mit dem Feuerholz in die Wohnung geschleppt wurden.
  • Nicht flugfähige Jungtiere, die aus einem Quartier gefallen sind.
  • Aus einem Überwinterungsquartier vertriebene Tiere (durch fällen von Bäumen, Bauarbeiten, vorsätzliche Quartierzerstörungen).

Sehr aktive und schreiende Fledermäuse können Opfer eines Beutegreifers (z.B. Katze) sein. Hier ist es wichtig das Tier in einem dunklen Raum erst mal zur Ruhe kommen zu lassen. Setzen sie das Tier in eine ausbruchsichere Kiste mit Luftlöchern, dass mit einem Tuch oder Küchenpapier ausgelegt ist. Katzenopfer brauchen auf jeden Fall Antibiotika, hier können sie nichts tun! Bitte Hilfe organisieren!

Ist Wärme sinnvoll?

Geschwächten oder verletzten erwachsene Tiere brauchen im Gegensatz zu anderen Tierarten keine zusätzliche Wärmezufuhr. Bei Jungtieren (nicht oder kaum behaart) ist die Wärmezufuhr mittels einer Wärmflasche, die z.B. mit einem Handtuch abgedeckt werden kann, mit mäßig warmen  Wasser, wichtig!

Fledermäuse in der Wohnung, was tun?

Besonders im Juli, wenn die Jungtiere fliegen üben, kann es vorkommen, dass sich Fledermäuse in unsere Wohnung verirren. Oft ist es die Neugier der Jungen, die ihren Lebensraum erkunden wollen. In diesen Fällen sollte man am Abend das Fenster öffnen, Licht ausschalten und warten bis die Fledermaus von selbst wieder nach draußen findet. Die meisten Fledermäuse beginnen erst nach dem Sonnenuntergang auszufliegen. Dann ist der optimale Zeitpunkt!

Funktioniert das nicht, so kann man versuchen mit Handschuhen oder Tuch, das Tier ganz umgreifend, aufzunehmen und draußen an einen geschützten, erhöhten Ort zu setzen. Um abzufliegen, brauchen die Fledermäuse ihre eigene Betriebstemperatur. Ein werfen in die Luft kann dem Tier sehr schaden. Optimal ist die Verwendung eines Fledermauskastens. Dort eingesetzt, kann man das Tier über Nacht dort lassen. Die Fledermaus entscheidet selbst wann sie ausfliegt.

Fliegt das Tier nicht ab, so kann dies auf eine Erkrankung oder Verletzung Hinweisen. In diesem Fall unbedingt das Tier in einer Transportkiste (siehe oben) einpacken und Hilfe organisieren (Notruftelefon des NABU oder bei uns).

Nicht flugfähige Jungtiere, was tun?

Nicht selten fallen, oft unbehaarte, nicht flugfähige Fledermäuse aus den Spaltenquartieren an unseren Häusern. Besonders die unbehaarten Jungtiere brauchen dringend Soforthilfe! Zum einem kühlen sie sehr schnell aus, zum anderen brauchen sie dringend Wasser. Je älter die Jungen, um so positiver die Überlebenswahrscheinlichkeit. Wärmezufuhr kann man über eine Flasche mit warmen (nicht heißem) Wasser, die man in ein Handtuch wickelt, in der Nachbarschaft der Babyfledermaus deponieren. Man kann versuchen die Lippen mit Wasser zu benetzen und ihr tropfenweise etwas Wasser zuführen. Nicht in die Nasenlöscher! Bitte sofort Hilfe alarmieren!

Sind die Fledermäuse etwas älter, kann man versuchen diese am Abend in der Nähe des Fundortes zwischen ca. 30 Minuten nach Sonnenuntergang für etwas eine Stunde erhöht positionieren. Am besten auf einer Flasche mit warmen Wasser, über die man einen Strumpf zieht und die man in eine breiten Schüssel stellt. Oft wird das Jungtier von seiner Mutter dann abgeholt. Wird es nicht abgeholt, kann die Mutter ausgefallen sein. Dann muss man das Jungtier in eine Fledermauspflegestelle geben (NABU Hotline oder uns informieren).

Was Sie nicht tun sollten!

Auf keinen Fall sollten sie die Findlinge mit einem Parasitenmittel behandeln, Salben auftragen oder anhaftende Substanzen (Fliegenklebestreifen, Öl, Farbe und ähnliches) selbst entfernen! Solche Tiere gehören in die Hände von Fachleuten!

Wie die Wartezeit überbrücken?

Stellen sie das Tier in einer ausbruchsicheren Schachtel (Luftlöcher nicht vergessen!) an einen ruhigen gesicherten Ort. Kontakt mit Haustieren bitte unbedingt vermeiden!

Füttern ja oder nein?

Von einer Fütterung bis zur Abgabe an eine Pflegestation kann abgesehen werden. In der Regel ist das kurzzeitige Hungern, bis auf Säuglinge, unproblematisch. Man sollte ihnen aber immer etwas Wasser anbieten. Bei Säuglingen unbedingt unmittelbar Hilfe organisieren (anrufen)! Frisch gekaufter Mehlwürmer sind meist mit Haferflocken gehalten. Hier kann es zu Darmproblemen und zum Tode der Fledermäuse kommen. Mehlwürmer sind ideal, sollten aber ausgewogen gefüttert werden.

Säuglinge nicht mit Milch oder milchähnlicher Ersatznahrung füttern. Geben sie ihnen tropfenweise etwas Wasser (nicht in die Nasenlöcher laufen lassen!).

Jungtier ja oder nein?

Bei Fledermäusen können Sie die Unterscheidung Jung- oder Alttier meist nicht an der Größe festmachen! Nicht oder wenig beharrte Tiere dürften immer Jungtiere sein. Sie brauchen möglichst schnell professionelle Hilfe! Mit einem Foto vorab an die Pflegestelle, kann dieses Problem am sichersten geklärt werden.

Wie werden Fledermäuse ausgewildert?

Das Mittel der Wahl ist die Rückführung der Jungtiere zu ihren Müttern. Klappt das nicht, so müssen die Tiere von Hand aufgezogen werden. Wir unterhalten hierfür im Moment vier Fledermauspflegestellen und sind bestrebt weiter Pflegestellen aufzubauen. Sie haben Interesse? Wir leiten Sie gerne an! Die FRAPORT unterstützt unsere Arbeit finanziell. Über diese Mittel können wir die Erstausstattungen finanzieren.

Wenn die Fledermäuse flugfähig werden, müssen sie das Fliegen trainieren. Wir sind zum Teil Mitglieder im Fledermausschutz Südhessen. Als Fledermausschutz Südhessen betreuen wir den Mausohrbahnhof in Mümling-Crumbach. In der ehemaligen Güterhalle entstand eine große Freiflughalle, in denen unsere Fledermäuse das Flugtraining absolvieren können. Erst wenn dies sicher funktioniert, bringen wir sie bevorzugt zu ihren Fundstellen zurück. Optimal ist es, sie in einem Fledermauskasten dort einzusetzen. Sie suchen sich die Abflugzeit dann selbst raus.

Neue Freiflughalle in Mümling-Crumbach

Was tun bei Fledermausnotfällen im Winter?

Bei Kälteeinbrüchen kann es passieren, dass die Fledermäuse ihr Quartier wechseln müssen. Kälteresistente Arten wie Abendsegler und Rauhautfledermaus nutzen auch kältere Überwinterungsquartiere wie Baumhöhlen, Gebäudespalten und Holstapel. Aber auch Zwerg- und Mückenfledermäuse, die oft an unseren Häusern überwintern wechseln bei Kälteeinbrüchen ihre Winterquartiere. Fledermäuse können ihren Winterschlaft aus eigenem Antrieb unterbrechen. Sie müssen hierbei ihren Kreislaug hochfahren, was sehr viel Energie verbraucht. Kommt dies im Winter öfters vor, werden sie den Winter nicht überleben. Daher ist jede Störung an Überwinterungsquartieren zu vermeiden.

Finden Sie im Winter eine Fledermaus, so ist ihr Ernährungszustand zu prüfen. Hat sie ein deutliches Nackenpolster zwischen Ohren und Schultern, dann hat sie noch Winterspeck als Reserve. Hier ist die Unterbringung in einem frostfreien Raum (unter 10° C) mit hoher Luftfeuchte ideal.

Ist kein Winterspeck erkennbar, so braucht das Tier dringend Hilfe. Hier ist ein langsames aufwärmen angezeigt und die Versorgung des Tieres durch eine Fledermauspflegestelle. Bitte sofort Hilfe organisieren!

Dauert es etwas länger bis Hilfe kommt, so ist eine Versorgung mit Wasser und Mehlwürmer (Larven des Mehlkäfers) sinnvoll. Das Tier sollte dabei vollständig aufgewärmt sein. Mehlwürmer werden oft nicht sofort genommen. Man muss dann den Kopf der Larve entfernen und das Innere ausdrücken. In der Regel nehmen die Tiere dies sofort.

AgFA