Rote Liste Hessen

Im September 2023 gab es einen neue Rote Liste der Säugetiere Hessen

Die Gefährdungslage der Fledermäuse hat sich deutlich verschärft! Die Prognosen sind für die Zukunft schlecht!

Nordfledermaus (Eptesicus nilssonii)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 2 (Stark gefährdet)
  • wird in Hessen selten nachgewiesen
  • galt lange als verschollen, seit den 80‘er Jahren wieder belegt
  • keine Wochenstuben in Hessen bekannt
  • Verbreitungsschwerpunkt im Harz, Sommerquartiere in Gebäudespalten
  • Bindung an Siedlungsräume (wohl auch in Hessen)
  • unterschätzt, da sie nicht immer sicher nachzuweisen ist?
  • jagt in größerer Höhe im offenen Luftraum
  • Rufe ähnlich der der Breitflügelfledermaus

Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 2 (Stark gefährdet)
  • Siedlungsfledermaus
  • Jagdgebieten in strukturreichen Kulturlandschaften, aber auch über Waldwegen
  • besonders Wiesen und Weiden werden zur Jagd von Insekten genutzt, die über Gehölzlinien als Leitstrukturen erreicht werden
  • auch Jagd im Siedlungsraum
  • Gefährdungsfaktoren sind Gebäudesanierungen, die Homogenisierung der Landschaft, Verlust an Hecken und Alleen, Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung , Verlust von Weidetierhaltung
  • Winterquartiere in der Regel unterirdisch, wo Einzeltiere Spalten in Höhlen, Bunkern oder Kellern beziehen
  • Häufung von Wochenstubenquartieren in Süd- und Mittelhessen
  • langfristig ist mit einem sehr starken Rückgang zu rechnen
  • kurzfristige sind die Bestände vermutlich stabil

Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 1 (Vom Aussterben bedroht)
  • erst seit 2001 als eigenständige Art beschrieben
  • kleinste europäische Myotis-Art
  • stark an naturnahe, feuchte Laubwälder gebunden und bezieht im Sommer Quartiere in Baumspalten oder hinter sich ablösender Rinde
  • jagen innerhalb des Waldes nahe ihren Quartierbäumen
  • Gefährdung der Art durch Seltenheit ihres Habitats (alte Eichen- und Auwälder) als auch durch die forstwirtschaftliche Nutzung
  • In Hessen kein Nachweis von Winterquartieren
  • Langfristig wird von sehr starkem Rückgang ausgegangen

Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 2 (Stark gefährdet)
  • Leitart der sommergrünen Laubmischwälder
  • Naturräumliche Konzentration in Eichenwäldern des Rhein-Main-Tieflands und des Rheingau-Taunus, dem Spessart, dem Marburg-Gießener Lahntal, den Wäldern entlang der Ohm, dem Vorderen Vogelsberg und den Wäldern im Werra- und Wehretal.
  • Winterquartiere in stillgelegte Stollen
  • In Hessen mäßig häufig
  • langfristig wird mit einem starken Rückgang gerechnet
  • kurzfristig wurde eine leichte Abnahme verzeichnet
  • Bundesstichprobenmonitoring zeigt für Hessen einen negativen Trend
  • stark an Wälder gebunden, so dass sich forstwirtschaftliche Maßnahmen und Infrastrukturmaßnahmen in Wäldern erheblich auswirken
  • starke Auflichtungen der Buchenwälder in Hessen mit schirmschlagähnlichen Verfahren hat in den vergangenen beiden Jahrzehnten zudem die Lebensraumqualität bei vielen Vorkommen erheblich beeinträchtigt

Brandtfledermaus (Myotis brandtii)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 2 (Stark gefährdet)
  • nutzt Bäume als auch Gebäude als Wochenstubenquartier
  • bildet bisweilen individuenreiche Wochenstubenkolonien mit 200 bis 300 Weibchen, die bevorzugt in Baumspalten und hinter sich lösender Rinde Quartier suchen. Durchweg in Laubmischwäldern.
  • in Hessen selten
  • langfristigen wird ein starker Rückgang angenommen
  • kurzfristig stabil

Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 2 (Stark gefährdet)
  • nutzt überwiegend Baumquartiere hinter sich lösender Rinde, bisweilen in Aufriss- und Zwieselspalten
  • profitiert von stehendem Totholz und natürlicher Dynamik in den Wäldern
  • Wochenstubenkolonien sind mit jeweils zehn bis 25 adulten Weibchen überwiegend klein bis mittelgroß
  • Überwinterung häufig in stillgelegte Bahntunnel, Gewölbekeller oder Brückenwiderlager
  • in den 1950er und 1960er Jahren drastischer Rückgang des Bestands
  • Ursache für die dramatischen Bestandseinbrüche waren vor allem die intensiven Einsätze lindanhaltiger Pestizide in Land- und Forstwirtschaft
  • langfristige Trend ist negativ.
  • Verbreitungsschwerpunkte liegen in Wäldern im Marburg-Gießener Lahntal, südlichen Burgwald, Spessart, Odenwald, Knüll und in der Rhön

Teichfledermaus (Myotis dasycneme)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: R (Extrem selten)
  • im Norden und Nordosten Europas verbreitet
  • deutscher Reproduktionsschwerpunkt in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg und Brandenburg
  • im Sommer überwiegend in Gebäuden, kann aber auch in Nistkästen und Baumhöhlen in Gewässernähe angetroffen werden
  • Winterquartiere in unterirdischen frostfreien Hohlräumen, wie verlassenen Stollen oder Bunkern
  • jagt aquatische Insekten und ist demzufolge auf größere Stillgewässer oder langsam fließende Flüsse angewiesen
  • in Hessen seit 1863 nicht mehr nachgewiesen, bis sie ab Mitte der 1990er Jahre in Winterquartieren nördlich des Edersees wieder beobachtet wurde
  • Wochenstuben in Hessen nicht bekannt

Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: G (Gefährdung unbekannten Ausmaßes)
  • nutzt im Sommer Baumquartiere in Wäldern oder entlang von Gewässern, die in einiger Entfernung zum Jagdgebiet liegen können, aber gut miteinander vernetzt sein müssen.
  • Wochenstubenkolonien auch in Brückenbauwerken am oder über Gewässern
  • aufgrund ihrer spezialisierten Jagdstrategie eng an die Nahrungssuche an und über Gewässern gebunden
  • Mitte des 19. Jahrhunderts häufig in hessischen Winterquartieren
  • Winterquartierzählungen zeigen kurzfristig einen leicht negativen Trend

Großes Mausohr (Myotis myotis)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 2 (Stark gefährdet)
  • große Wochenstubenkolonien von mehreren hundert Weibchen, meist in geräumigen Dachböden von Kirchen oder Schlössern
  • Jagdgebiete sind typischerweise alte Laub- und Laubmischwälder und im Spätsommer auch gemähte Wiesen und Streuobstflächen
  • Beutetiere werden überwiegend am Boden gefangen
  • Im Kot starke Abnahme von Laufkäfern in den letzten Jahren
  • Winterquartiere in unterirdischen Stollen, Höhlen und Kellern
  • langfristig ist ein sehr starker Rückgang bis Mitte der 1980 Jahre
  • kurzfristig stabil

Bartfledermaus (Myotis mystacinus)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 2 (Stark gefährdet)
  • Besiedelt in Hessen im Sommer vorzugsweise Gebäude, wo die Tiere vor allem Spalten und Hohlräume hinter Hausverkleidungen aufsuchen
  • einzelne Wochenstubenkolonien sind auch aus Wäldern bekannt
  • Gefährdungsfaktor sind Sanierungsarbeiten an Gebäuden, die zum falschen Zeitpunkt geschehen und zudem die Quartiermöglichkeiten zerstören
  • Winterquartiere befinden sich unterirdisch in Höhlen oder Stollen
  • Nahrungsräume vor allem in Wälder, aber auch strukturreiche Landschaften, wo sie an Hecken, Waldrändern, Streuobstwiesen und über Kleingewässern jagt
  • Insgesamt ist die Datengrundlage schwierig, da die Bartfledermaus bei Winterquartierkontrollen kaum von der Brandtfledermaus zu unterscheiden ist
  • langfristigen  wird ein sehr starker Rückgang angenommen.
  • kurzfristig ist der Bestand stabil

Fransenfledermaus (Myotis nattereri)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 3 (Gefährdet)
  • in Hessen weit verbreitete waldbewohnende Fledermausart
  • auch Gebäudequartiere bekannt
  • Wochenstubenkolonien in unterschiedlichsten Laubwäldern vom Rhein-Main-Tiefland bis in gut 500 Meter Höhe im Mittelgebirge
  • typische Baumquartiere sind enge Spalten, Astabbrüche und Spechthöhlen
  • Schwerpunkt der Winterquartiernachweise liegt in den Mittelgebirgslagen vor allem in den ehemaligen Bergbauregionen
  • langfristig wird ein sehr starker Bestandsrückgang angenommen
  • kurzfristig ist der Bestand stabil

Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 2 (Stark gefährdet)
  • Wochenstubenkolonien in Baumhöhlen vorzugsweise in älteren Eichen- und Buchenwäldern
  • Winternachweise sind bis auf zwei Ausnahmen – im Westerwald sowie in Baumhöhlen im Mönchbruch bei Groß-Gerau – nicht bekannt, vermutlich verlässt der allergrößte Teil der Kleinabendsegler das Bundesland im Spätsommer und Frühherbst
  • Winterlebensräume in der Schweiz und Südfrankreich
  • überdurchschnittliche Kollisionswahrscheinlichkeit mit Windkraftanlagen
  • Langfristig wird ein sehr starker Populationsrückgang angenommen
  • Kurzfristig ist die  Bestandsentwicklung stabil

Abendsegler (Nyctalus noctula)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 1 (Vom Aussterben bedroht)
  • bundesweiter Reproduktionsschwerpunkt im norddeutschen Tiefland
  • in Hessen ganzjährig waldbewohnend sowohl als Sommer- als auch als Winterquartier.
  • Direktes Tötungsrisiko infolge von Verkehrssicherungs- oder Holzerntearbeiten
  • überdurchschnittliche Kollisionswahrscheinlichkeit mit Windkraftanlagen
  • kurzfristige Trend negativ
  • langfristig wird eine sehr starker Populationsrückgang angenommen

Rauhautfledermaus (Pipistrellus nathusii)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 2 (Stark gefährdet)
  • Reproduktionsschwerpunkt im norddeutschen Tiefland, wo sie bevorzugt strukturreiche und naturnahe Wälder besiedelt, in denen sie Baumspalten und sich lösende Rinde als Quartiere nutzt
  • In Kiefernforsten werden regelmäßig Fledermauskästen aufgesuch
  • kann zwischen Sommer- und Winterlebensraum bis zu 2000 Kilometer zurücklegen
  • durch den Betrieb von Windenergieanlagen erheblich gefährdet
  • Winternachweise in Hessen sehr selten
  • langfristig wird eine sehr starker Populationsrückgang angenommen
  • kurzfristig ist der Bestand stabil

Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 3 (Gefährdet)
  • typischer Siedlungsbewohner, nutzt überwiegend Spaltenquartiere an Gebäuden
  • m Spätsommer wechseln viele in Baumquartiere oder auch in Fledermauskästen
  • im Winter in Gebäuden, Kellern, Eisenbahntunneln und seltener in stillgelegten Bergwerksstollen
  • die ganzjährig enge Bindung an Gebäude bedeutet eine erhöhte Gefährdung der Art durch Gebäudesanierungen oder ähnliche Eingriffe
  • häufiges Schlagopfer unter Windenergieanlagen
  • langfristig wird ein sehr starker Populationsrückgang angenommen
  • kurzfristig zeigt sich eine Abnahme in den Bestandzahlen

Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: D (Daten unzureichend)
  • erst 1997 als eigenständige Fledermausart von der Zwergfledermaus getrennt
  • bewohnt bevorzugt Au- und Bruchwälder sowie feuchte und alte Eichen- und Buchenwälder in Tieflagen
  • für Deutschland, wie für Hessen, sind vorwiegend Gebäudequartiere bekannt, sie besiedelt aber ebenso Bäume
  • Wochenstubenkolonien verteilt sich auf das Rhein-Main-Tiefland und Südhessen
  • einige Wochenstubenkolonien umfassen mehrere hundert Weibchen, die kopfstärkste Kolonie siedelt(e) am NSG Kühkopf-Knoblochsaue und umfasste phasenweise mehr als 500 Weibchen
  • Nahrungsräume liegen vor allem im Wald und an Gewässern

Braunes Langohr (Plecotus auritus)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 3 (Gefährdet)
  • bewohnt in Hessen sowohl Wälder als auch ländlich geprägte Siedlungsräume
  • im Wald nutzen die bis zu 40 Weibchen (meist jedoch weniger) umfassenden Kolonien vor allem Spalten und Spechthöhlen oftmals in unterständigen Bäumen, selbst ausgefaulte Schälwunden können besiedelt werden
  • Kolonien auch in Fledermauskästen
  • im Siedlungsraum werden vor allem unausgebaute und geräumige Dachböden bewohnt
  • überwintert in stillgelegten Bergwerksstollen, Gewölbekellern, aber auch in Hohlblocksteinen oder Wartungskammern von Autobahnbrücken
  • langfristig wird ein sehr starker Populationsrückgang angenommen
  • kurzfristig ist die Art stabil

Graues Langohr (Plecotus austriacus)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 1 (Vom Aussterben bedroht)
  • im Vergleich zum Braunen Langohr thermophiler und in Hessen ausschließlich siedlungsbewohnend
  • Wochenstubenkolonien in unterschiedlichen Gebäudequartieren auf z. B. Dachböden, wo sie bisweilen freihängend zu sehen sind, aber auch Hohlblocksteine in unverputzten Mauern. Im Winter werden neben Gebäuden auch Brücken, Gewölbekeller, stillgelegte Bahntunnel und Bergwerksstollen aufgesucht
  • jagen vor allem in der kleinstrukturierten Kulturlandschaft, am Waldrand, über Wiesen und Weiden sowie in Gärten und Obstwiesen, das Innere von Wäldern wird zur Nahrungssuche selten genutzt
  • die enge Bindung an Gebäude macht die Grauen Langohren anfällig gegenüber Sanierungs- und Renovierungsarbeiten
  • Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung führt zum Verlust von kleinräumigen strukturreichen Landschaften, die die Art als Jagdhabitat benötigt.
  • langfristig wird ein sehr starker Populationsrückgang angenommen
  • kurzfristig ist für viele Wochenstubenkolonien ein deutlicher Rückgang der Individuenzahlen dokumentiert

Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 0 (Ausgestorben)
  • Es liegen für Hessen seit 1924 keine Nachweise mehr vor. Die einzige noch verbliebene Wochenstubenkolonie Deutschlands liegt in Hohenburg
  • einzelne Wintervorkommen gibt es aktuell in Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen

Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 1 (Vom Aussterben bedroht)
  • in Hessen wurden Wochenstuben mit bis zu 100 Weibchen bis Mitte des 20. Jahrhunderts z. B. in der Ronneburg, in Schlangenbad und in Sandbach nachgewiesen
  • Überwinterungen wurden bereits im 19. Jahrhundert für das Dillenburger Schloss und die Grube Mühlberg dokumentiert
  • seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts galt die Kleine Hufeisennase jahrzehntelang als ausgestorben
  • seit 2024 wieder Wochenstuben in Osthessen

Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus)

  • Rote-Liste-Kategorie Hessen: 2 (Stark gefährdet)
  • nutzt als ursprünglicher Felsspaltenbewohner sowohl zur Überwinterung als auch im Sommer überwiegend Spalten an Gebäuden, wobei sich die Winterquartiere in direkter Umgebung der Sommerquartiere befinden
  • aber auch lange Wanderungen möglich
  • Nachweise von Wochenstuben liegen für Hessen nicht vor
  • Wochenstubenverdacht bei Lauterbach
  • sehr starker langfristiger Rückgang.
  • kurzfristig ist der Bestand stabil

AgFA